Start-up MucosaTec gewinnt antiviralen SPRIND-Wettbewerb
Im SPRIND-Innovationswettbewerb zur Suche nach neuen "Breitband-Antiinfektiva" hat das Start-up MucosaTec den ersten Preis gewonnen. Das Unternehmen mit regionalem Input aus dem Saarland sowie der Freien Universität Berlin hat sich mit neun weiteren Teams seit 2021 in dem mit 4,5 Mio. Euro über die Laufzeit dotierten Wettbewerb immer näher ans Finale herangearbeitet und sich in diesem gegen drei weitere verbliebene Konkurrenten behauptet. Beim Gewinner geht es darum, mit einem bivalenten Protein die Mucosa kampf- und abwehrbereiter gegen virale Infektionen zu machen und die Verschleppung des Entzündungsgeschehens in andere Organe von vornherein besser zu kontrollieren.
Ende Oktober wurde die MucosaTec GmbH für die Entwicklung einer antiviralen Plattformtechnologie zur Gewinnung antiviraler Wirkstoffe an der biologischen Grenzfläche von Mucus (Schleim) zum Gewinner des Innovationswettbewerbs „Broad Spectrum Antivirals“ der Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIN-D) gekürt. Neben dem Start-up der Freien Universität Berlin wurden bundesweit drei weitere Teams aus Forschungseinrichtungen ausgezeichnet: iGUARD vom Fraunhofer-Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin (ITEM), CPTx aus der Technischen Universität München und Avocet Bio aus der Universitätsmedizin Göttingen.
MucosaTec ist aus einem internationalen Forschungsprojekt (SFB1449) unter der Leitung von Prof. Dr. Daniel Lauster vom Institut für Pharmazie der Freien Universität Berlin hervorgegangen, hat aber auch eine Wurzel in Schiffweiler im Saarland, wo die Formulierung und Analyse der Wirkstoffentwicklung beheimatet ist. Das Projekt wurde seit 2021 von der Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIN-D) mit insgesamt 4,5 Mio. Euro gefördert. Ziel des Innovationswettbewerbs zum fünfjährigen Bestehen von SPRIN-D ist es, einen Durchbruch bei der Entwicklung neuer antiviraler Medikamente zu erzielen.
In einem dreistufigen Auswahlverfahren schafften es vier von neun eingereichten Projektvorschlägen in die Endrunde, in der eine Expertenjury nun alle verbliebenen Forschungsprojekte als vielversprechend bewertete und insgesamt zu den Gewinnern des Wettbewerbs kürte, den ersten Platz aber erhielt MucosaTec. „Die Auszeichnung von MucosaTec durch die Bundesagentur für Sprunginnovationen ist ein großer Erfolg für das Forschungs- und Gründungsteam unter der Leitung von Prof. Dr. Daniel Lauster“, sagt der Präsident der Freien Universität Berlin, Prof. Dr. Günter M. Ziegler. Er freue sich, dass die Gründungsförderung der Freien Universität Berlin rund um Profund Innovation bei dem Aufbau des Start-up hilfreich gewesen ist. Profund Innovation, die Serviceeinrichtung für Gründungs- und Innovationsförderung in der Abteilung Forschung der Freien Universität Berlin, begleitet die Gründer Prof. Dr. Daniel Lauster, Dr. Anja Himmelstein und Dr. Marius Hittinger seit 2021 auch finanziell. Mit weiteren Gründungsfinanzierungen wie auch der von SPRIN-D hat das Start-up heute schon sieben Mitarbeiter.
Der Ansatz von MucosaTec zielt generell auf die Schleimhaut, Mucosa, die per se keine starke Barriere gegen eine hohe Viruslast bietet. MucosaTec will diesen „Mangel der Evolution“ ausgleichen und der Mucosa ein „Upgrade“ verpassen, wie das Prof. Lauster nennt. Im vorgeschalteten Forschungsprojekt und seinem ganzen Forschungsbereich geht es um eine Biologisierung von Hydrogelen. Statt eine quasi nur feucht-schleimige Barriere als Grenzfläche anzubieten, sollen bivalente Proteine die Mucosa bevölkern, die auf der einen Seite als Verankerung in der Schleimhaut dienen, an ihrem anderen Ende beispielsweise das Influenza-Virus erkennen. Durch eine bessere lokale Bindung könne die Virusbelastung von den inneren Organen und der zweiten Verteidigungswelle durch das Immunsystem ferngehalten und direkt in den Verdauungstrakt manövriert werden, so der theoretische Ansatz von MucosaTec.
Derzeit liegen die ambitionierten, auch als virus-agnostische Multifunktionsanker denkbaren Wirkstoffprojekte des jungen Unternehmens noch in der präklinischen Phase. Nach dem Gewinn des Wettbewerbs sucht das Start-up-Unternehmen MucosaTec nun weitere Investoren, um den ersten neu entwickelten Wirkstoff in Form eines inhalierbaren Aerosols zur therapeutischen Behandlung von Influenza-Infizierten in die klinische Phase zu bringen. Die Technologieplattform funktioniert als ein Baukastenprinzip und kann so flexibel an unterschiedliche Viren angepasst werden. Gleichzeitig hat der Ansatz das Potential, auch die Übertragbarkeit und damit Ansteckungsgefahr zu verringern, indem die Viren stärker an der Schleimhaut haften bleiben.